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Rosmarin: der Tau des Meeres

    Rosmarin (Salvia rosmarinus) ist mehr als nur ein Küchenkraut. Sein aromatischer Duft weckt Erinnerungen und hilft sogar dem Gedächtnis auf die Sprünge.

    Allgemeines & Trivia

    Der Rosmarin steht für Lebensfreude – der intensive Duft gibt Energie und erinnert an mediterrane Tage. Auch weil rosmarinus im lateinischen so viel heißt wie “Tau des Meeres”. Der Geruch hilft auch dem Gedächtnis auf die Sprünge – Studenten im alten Griechenland trugen deshalb Rosmarin-Kränze.

    Das hilft auch, wenn man sich daran erinnert, dass die Pflanze bis vor kurzem in ihrem wissenschaftlichen Namen noch Rosmarinus officinalis hieß. Es wurde jedoch herausgefunden, dass die Gattung rosmarinus eigentlich gar keine Gattung ist, sondern “nur” eine Unterart vom Salbei ist! Deshalb wurde die Pflanze kurzerhand umbenannt und darf sich nun Salvia rosmarinus nennen. Einerseits traurig, aber ich stelle mir vor, wie der Rosmarin mit einem Freudenfest in den Kreis der großen Salbei-Familie aufgenommen wurde 🙂

    Rund um die Pflanze ranken sich viele alte Bräuche, die mit allen Lebensstadien zu tun haben: Von der Geburtshilfe über Taufe und Hochzeit, bei übermäßigem Alkoholkonsum, im Alter und als Grabbeigabe, bei quasi allen Anlässen war der Rosmarin gern gesehen. Rosmarin war ein Symbol der Liebe und Treue, wurde bei Krankheit und zu Pestzeiten aber auch für Ausräucherungen verwendet. Ein Lebensbegleiter – Grund genug, sich mal mehr damit zu befassen. Wie so viele andere Heilpflanzen ist auch der Rosmarin erst über die Klostergärten der Mönche in die heimischen Gärten gekommen.

    Pflanzenbestimmung

    Der Rosmarin ist ein immergrüner Halbstrauch, der unter optimalen Bedingungen bis zu 2 Meter hoch werden kann. Mit ihren gegenständigen schmalen Blättern (und damit geringen Oberfläche) sowie ihrer Wachsschicht schützt sich die Pflanze vor zu hohen Temperaturen und Austrocknung. Eine weitere Hitzeschutzmaßnahme sind die ätherischen Öle, die der Rosmarin produziert: und zwar umso mehr, je heißer es ist (deshalb riechen Rosmarin und Co. im mediterranen Raum auch viel intensiver als bei uns Zuhause!).

    Die immergrünen Blätter sitzen an den Stielen, welche mit der Zeit verholzen. Während die Oberseite der Blätter glänzend dunkelgrün ist, sind die Unterseiten weiß-filzig und haben einen hellen Längsstreifen. Mit seinen lila-weißlichen Blüten gehört Rosmarin zur großen Pflanzenfamilie der Lippenblütler (Lamiaceae). Die frühe Blütezeit etwa von März bis Mai ist eine botanische Seltenheit.

    Wirkungen & Verwendung von Rosmarin

    Wie so viele Kräuter ist auch der Rosmarin mit seinem betörendem Duft ein Vielstoffgemisch. Er riecht aber nicht nur gut, Rosmarin wirkt u.a.

    • krampflösend
    • tonisierend (allgemein stärkend)
    • durchblutungsfördernd, wärmend & kreislaufanregend
    • schwach antimikrobiell & antiviral
    • verdauungsfördernd
    • blähungstreibend
    • antioxidativ (zellschützend)

    Diese Wirkungen beruhen vor allem auf den enthaltenen flüchtigen ätherischen Ölen, aber auch an seinen Bitterstoffen. Die Bitterstoffe regen die Verdauung an und helfen bei Blähungen, oder wenn man mal zu tief in den Teller geschaut hat (Völlerei). Die Pflanze lässt sich wunderbar bei allgemeiner Schwäche und Erschöpfung und bei niedrigem Blutdruck verwenden. Eine Studie konnte auch eine signifikante Verbesserung des Kurzzeitgedächtnisses feststellen, wenn im Raum ätherisches Rosmarinöl versprüht wurde. Die einfachste Anwendung für Zuhause ist eine Duftlampe mit ätherischem Rosmarinöl. Auch bei kalten Füßen kann man sich die durchblutungsfördernde Wirkung zunutze machen, etwa in Form eines Rosmarin-(Fuß-)Bads. Einer Studie zufolge ist die antioxidative Wirkung von Rosmarin sehr wirkungsvoll in der Verlängererung der Haltbarkeit von Milchprodukten. Eine weitere Studie gibt außerdem Hinweise, dass Rosmarin UV-geschädigte Haut in ihrer Heilung unterstützen könnte.

    Da die Pflanze viele ätherische Öle enthält und diese fettlöslich sind, sollte man Rosmarin immer etwas Fett hinzufügen. Oder gleich in Olivenöl einlegen und ein Rosmarin-Öl machen. Auch eine Rosmarin-Butter schmeckt wunderbar!

    ⚠️Bei hohem Blutdruck sowie in der Schwangerschaft/Stillzeit sei Vorsicht geboten – Rosmarin dann lieber vermeiden oder mit einer Ärztin/einem Arzt abklären.

    Der Rosmarin im Balkongarten

    Da die Anzucht über Samen schwierig ist, empfielt es sich, eine Jungpflanze anzuschaffen oder Stecklinge zu schneiden. In der Frühlingseuphorie mag man gar nicht daran denken (und noch viel weniger wirklich glauben!), dass die Pflanze bei uns nicht winterhart ist. Sie braucht einen geschützten hellen Überwinterunsort und darf ja nicht zu oft gegossen werden. Ich musste leider schon ein paar traurige Rosmarin-Überwinterungsdramen erleben…

    Neben dem “normalen” Rosmarin gibt es auch hängende Sorten, die etwas robuster sind. Aktuell habe ich außerdem einen Kanadischen Rosmarin, der angeblich bis -20°C winterhart ist – ich habe also große Hoffnungen, dass die Überwinterung dieses Jahr sogar draußen klappt… (Und wenn nicht, gibt es immer noch den riesigen Rosmarin-Strauch im Garten meiner Oma, der schon jahrelang tapfer Winter für Winter übersteht. 🙂 )

    Ansonsten gilt zu beachten, dass der Rosmarin ein Kind des Südens ist: Wärme, Sonne, sand-steinige Erde machen ihn glücklich. Das Wasser muss außerdem gut abfließen können – Staunässe mag er gar nicht. Ideale Pflanzpartner sind seine mediterranen Freunde, etwa Salbei, Lavendel, Bergbohnenkraut und Thymian.

    Die Pflanze eignet sich wunderbar zum “Kräuterstreicheln”, wie ich es nenne 🙂 Einfach mit der Hand ein paar Mal darüberstreichen und den Duft einatmen. Geerntet werden normalerweise ganze Zweige und nicht nur die Blätter. Verholzte Zweige können vielfältig verwendet werden – etwa als Grillspieß, für Basteleien oder einfach mitkochen. Wer gerne räuchert kann die Zweige auch gut trocknen und zu einem Räucherbündel binden. Im Mai und Mitte August bieten sich größere Rückschnitte an.

    Rezepte mit Rosmarin

    Quellen:
    Wissen basierend auf meiner Diplomausbildung,

    Bühring, U. (2020). Alles über Heilpflanzen. Erkennen, anwenden und gesund bleiben (5. Auflage). Stuttgart: Ulmer Eugen Verlag.*
    de Macedo, L. M., Santos, É. M. D., Militão, L., Tundisi, L. L., Ataide, J. A., Souto, E. B., & Mazzola, P. G. (2020). Rosemary (Rosmarinus officinalis L., syn Salvia rosmarinus Spenn.) and its topical applications: a review. Plants, 9(5), 651. https://www.mdpi.com/2223-7747/9/5/651/htm?h=1
    Filiptsova, O. V., Gazzavi-Rogozina, L. V., Timoshyna, I. A., Naboka, O. I., Dyomina, Y. V., & Ochkur, A. V. (2017). The essential oil of rosemary and its effect on the human image and numerical short-term memory. Egyptian Journal of Basic and Applied Sciences, 4(2), 107-111.
    Gad, A. S., & Sayd, A. F. (2015). Antioxidant properties of rosemary and its potential uses as natural antioxidant in dairy products—A review. Food and Nutrition Sciences, 6(01), 179.
    Hirsch, S. & Grünberger, F. (2021). Die Kräuter in meinem Garten (24. Auflage). Freya Verlag.*
    Kothe, H. (n.d.). Lexikon der Kräuter. Köln: Komet Verlag
    Nieto, G., Ros, G., & Castillo, J. (2018). Antioxidant and antimicrobial properties of rosemary (Rosmarinus officinalis, L.): A review. Medicines, 5(3), 98.
    Ritter, C. (2019). Heimische Nahrungspflanzen als Heilmittel. Hamburg: Nikol Verlag*


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