Zum Inhalt springen

Bärlauch: Volle Bärlauchkraft voraus!

    Wie schön, wenn der Bärlauch endlich seine zartgrünen Blättchen aus der Walddecke streckt! Im wohlbekannten Pflänzchen steckt geballte Pflanzen-Power. Wie du die für dich nutzen kannst – und vor allem, wie du den Bärlauch zielsicher erkennst – erfährst du in diesem Beitrag.

    Allgemeines & Trivia

    Wenn die Wälder nach Knoblauch riechen und ein grünes Meer sich ausbreitet – dann sie endlich da, die Bärlauchzeit.

    Der lateinische Name des Bärlauchs (Allium ursinum) leitet sich von ursus, dem Bären ab. Pflanzen, bei denen der Bär im Namen vorkommt gelten seit jeher als besonders heilkräftig: Die Germanen verehrten den Bären als Symbol der Macht und Stärke und glaubten, diese Stärke würde auf sie übertragen, wenn sie die Pflanze essen würden. Ebenso aßen die Kelten den Bärlauch vor der Schlacht, um von dessen Bärenkräften zu profitieren. Der Bärlauch ist ein sogenannter „Kryptophyt“. Das bedeutet: sie harrt die meiste Zeit des Jahres unter der Erde ihren in schmalen Zwiebeln aus, welche jedes Jahr im Frühjahr neu austreibt.

    Als eine der ersten Pflanzen läutet der Bärlauch den Frühling ein, und das massenhaft, da er flächig auftritt. Das lässt sich dadurch erklären, dass der Fruchtstand mitsamt seinen Samen einfach umklappt und sich somit viele Pflanzen in unmittelbarer Umgebung schnell ausbreiten können.

    Pro Tipp: Der Bärlauch ist extrem vielseitig einsetzbar – sammeln und verwenden kannst du die gesamte Pflanze (Blatt, Blüten, Knospen, Zwiebel). Einen Nachteil hat er aber doch: er ist bald wieder weg. Da beim Trocknen viel an Inhaltsstoffen und Geschmack verloren geht, sollte man den Bärlauch stets frisch verarbeiten. Wenn man ihn doch mal ein paar Tage auf Vorrat haben möchte, kann man ihn in ein feuchtes Geschirrtuch wickeln und im Kühlschrank aufbewahren.

    Pflanzenbestimmung

    Die wichtigste Regel beim Kräutersammeln greift beim Bärlauch besonders: Sammle nur das, was du auch wirklich sicher bestimmen kannst! Wenn du dir nicht sicher bist, lasse die Pflanze lieber stehen, denn beim Bärlauch gibt es hochgiftige Verwechslungspflanzen. Eine wichtige Regel: Sieh dir immer jedes Blatt genau an, bevor es in dein Sammelkörbchen oder Sammelsäckchen darf. Da Bärlauch oft flächig auftritt (Stichwort „Bärlauchfeld“ am Waldboden) kommt es oft vor, dass nur beim ersten Blatt genau angesehen wird, und die Folgeblätter gar nicht angesehen werden. Es kann durchaus sein, dass Aronstab, Herbstzeitlose oder ein Maiglöckchen mitwandert, da die Arten am selben Standort wie der Bärlauch vorkommen können. Daher nochmal: Sieh dir daher unbedingt jedes Blatt einzeln an! Aber nun zu den Merkmalen.

    Die glattrandigen breit lanzettlichen Bärlauchblätter stehen einzeln, jedes Blatt wächst direkt aus der Zwiebel und ist lang gestielt. Junge Bärlauchblätter sind von beiden Seiten eingerollt. Während die Blattoberseite glänzt, ist die Unterseite der Blätter matt, hat parallele Blattadern und eine fühlbare Mittelrippe, die hörbar knackt, wenn man sie bricht. Aus dem dreikantigen Blütenstängel entspringt ein kugeliger Blütenstand mit sternförmigen weißen Einzelblüten. Die gesamte Pflanze duftet intensiv nach Knoblauch.

    🌿 Bärlauch Bestimmungs-Tabelle

    Für die sichere Bestimmung kannst du diese Tabelle zur Hand nehmen:

    PFLANZE ANSEHEN  Zunächst solltest du dir die ganze Pflanze ansehen: Beim Bärlauch sieht es immer so aus, als ob seine lang gestielten Blätter einzeln aus dem Boden wachsen. (In Wahrheit sind es zwar unterirdisch immer zwei Blätter, die aus jeweils eigenen Stielen aus einer Zwiebel herauswachsen – oberirdisch sieht man aber immer nur ein Blatt.) Wenn sich der Stiel oberirdisch in zwei Blätter teilt hast du das Maiglöckchen gefunden und lässt bitte die Finger davon! Junge Bärlauchblätter sind immer beidseitig eingerollt, wenn sie aus dem Boden hervorwachsen.
    BLATT ANSEHENBärlauchblätter haben einen glatten Blattrand und eine glänzende Oberseite. Die Blattaderung – sprich die sichtbaren Linien, die innerhalb des Blatts verlaufen – ist beim Bärlauch immer parallel. Wenn sich die Blattadern überkreuzen, handelt es sich nicht um Bärlauch! Wenn du dir sicher bist, dass die bisherigen Merkmale erfüllt sind, fasse das Blatt mal an und drehe es um – ist die Blattunterseite matt? (Das sollte sie nämlich sein.)
    BLATT FÜHLENWenn du die Blattunterseite anfasst solltest du eine deutliche Mittelrippe spüren
    BLATT HÖRENDiese Mittelrippe kannst du knicken. Sie sollte dabei hörbar knacken („Knacktest“).
    BLATT RIECHENAus der geknackten Mittelrippe sollte nun ein intensiver Knoblauchduft strömen. Aber Achtung: Wer nun denkt „Ach, ich rieche einfach an jedem Blatt und spare mir den ganzen anderen Spaß“ – derjenige irrt. Richtig, der Geruch ist ein eindeutiges Merkmal für das erste Bärlauchblatt. Sobald du jedoch eines bestimmt hast werden deine Hände nach Bärlauch riechen und es ist damit keine sichere Bestimmung mehr möglich. Daher ist es so wichtig, die anderen Merkmale zu beachten!
    BLÜTENSobald die Blüten da sind, ist eine Verwechslung quasi gar nicht mehr möglich. Die Blüte ist weiß, sternförmig und hat sechs Blütenblätter.

    Bärlauchblüten haben auch für Insekten etwas Nektar (2/4) und Pollen (1/4) parat!

    Wirkungen & Anwendungen von Bärlauch

    Eine alte Bauernregel veranschaulicht die Wirksamkeit: „Bärlauch im Mai erspart das ganze Jahr Arzt und Arznei“. Die Wirkung als blutdruck- und blutfettsenkendes (cholesterinsenkendes) sowie blutverflüssigendes Mittel ist nachgewiesen. Die enthaltenen Senfölglykoside (Alliin, Allicin) regen die Verdauung an. Zudem wirkt das Allicin gegen Bakterien, Viren, Pilze und Würmer, und fördert zugleich nützliche Darmbakterien. Einfach gesprochen: Der Bärlauch reduziert gleichzeitig das „schlechte“ und fördert das „gute“ im Darm. Das macht ihn sehr wertvoll! Da das ätherische Öl zu 10 % von der Lunge ausgeschieden wird und dort keimhemmend und bronchienentspannend wirkt, können Bronchialerkrankungen gelindert werden. Mithilfe einer Bärlauchtinktur können Darm, Herz und Gefäße unterstützt werden. Bärlauch wirkt auch vorbeugend gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

    Der Bärlauch ist eine sehr vitalisierende Pflanze: Er erscheint im Frühjahr und kann träge Winterkörper wieder in Schwung bringen. Die Wirkungen beruhen auf schwefelhaltigen Verbindungen und ätherischen Ölen, daher ist es am sinnvollsten, den Bärlauch direkt frisch zu verarbeiten. Beim Trocknen würden viele der wertvollen Inhaltsstoffe verpuffen. Also, verarbeitet’s ihn einfach frisch! Grundsätzlich empfiehlt es sich, die jungen Blätter zu ernten. Die weißen Sternblüten haben einen weniger intensiven Geschmack als die Blätter (die zum Zeitpunkt des Erscheinens der Blüten schon ziemlich groß sind!). Daher empfiehlt es sich – sobald sie erscheinen – auf die Blüten zu wechseln… die dem schönen grünen Bärlauchmeer eine weiße Gischt aufsetzen.

    Wer sich den Geschmack aber für das ganze Jahr bewahren möchte, kann sich ein einfaches Bärlauchsalz mörsern oder viele andere Rezepte ausprobieren, zum Beispiel:

    Rezepte

    Quellen:
    Wissen basierend auf meiner Diplomausbildung,

    Bühring, U. (2020). Alles über Heilpflanzen. Erkennen, anwenden und gesund bleiben (5. Auflage). Stuttgart: Ulmer Eugen Verlag.
    Kern, D. (2019). Einfach natürlich. Verlag Anton Pustet.
    Lorenz, V. (2020). Vildvuchs Herbarium: Bärlauch.
    Sobolewska, D., Podolak, I. & Makowska-Wąs, J. Allium ursinum: botanical, phytochemical and pharmacological overview. Phytochem Rev 14, 81–97 (2015). https://link.springer.com/article/10.1007/s11101-013-9334-0#citeas

    *Hinweis: Für die verlinkten Bücher erhalte ich eine kleine Provision, wenn ihr über diese Links bestellt. Natürlich entstehen für euch dadurch keine Mehrkosten. Ich habe diese Bücher selbst gekauft und sie erscheinen hier nur auf, wenn ich sie auch wirklich empfehlen kann. Ich verlinke bewusst nicht auf Amazon.

    Diese Internetseite verwendet Cookies für die Analyse und Statistik. Diese Daten werden u.U. auch mit Dritten geteilt. Durch die weitere Nutzung der Website stimmen Sie der Verwendung zu.  Mehr erfahren