
Die Eberraute (Artemisia abrotanum) ist eine etwas in Vergessenheit geratene Heil- und Würzpflanze.
Allgemeines & Trivia
Um die Pflanze ranken sich einige Geschichten und Mythen, so soll sie u.a. bei Verurteilungen von Hexenprozessen, Schutzzaubern und Liebeszauber eine Rolle gespielt haben. Aufgrund ihres intensiven Duftes wurde die Pflanze als Parfum verwendet. Den Duft kann man sich auch in den Kleiderkasten als Mottenschreck holen.
Die ursprünglich in Südost-Europa (Balkan) beheimatete Eberraute kam vermutlich bereits im 8. über die Klostergärten nach Mitteleuropa. Gegen 795 wurde erließ Karl der Große seine bekannte Landgüterverordnung, die Capitulare de villis, in der zahlreiche Vorschriften u.a. zur Bewirtschaftung der Felder, Gärten, Pflege sowie Auswahl der Pflanzen zu finden sind. Unter den 73 genannten Nutzpflanzen findet sich unter anderem die Eberraute. Die Capitulare de villis sollte die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung sowie des Hofes dienen.
Merkmale der Eberraute
Die mehrjährige Pflanze wird bis zu einem Meter hoch und steht in aufrechten, verholzenden Stängeln. Die zart gefiederten Blätter sind schmal und leicht gräulich, ab Juli können sich gelbe Blüten dazu gesellen. In drei Jahren hat meine Pflanze noch nie geblüht – anscheinend bleibt die Blüte im mitteleuropäischen Klima meist aus.
Der winterharte Halbstrauch ist anspruchslos und pflegeleicht. Aufgrund ihres niedrigen Wasser- und Nährstoffbedarfs gedeiht die Pflanze auch wunderbar am Balkon, am liebsten an einem sonnigen Plätzchen in sandig-durchlässiger Erde. Ein- bis zweimal im Jahr sollte die Eberraute zurückgeschnitten werden. Aus dem Rückschnitt kann man z.B. ein leckeres Pflanzencola herstellen.

Wirkungen & Anwendung
Bei der Recherche zur Eberraute wird klar, wieso die Pflanze etwas in Vergessenheit geraten ist: Die Pflanze wurde in früheren Zeiten gegen Wurmerkrankungen und Schlangenbissen zurate gezogen. Dabei hat die Eberraute so viel mehr zu bieten!
Ihre Verwandten Wermut und Beifuß lassen das Wirkspektrum erahnen: Verdauungsförderung, Frauenleiden. Doch auch darüber hinaus weist die Eberraute einige Wirkungen auf:
- Verdauungsförderung: Die enthaltenen Bitterstoffe bringen den Verdauungsapparat in Schwung und helfen bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden
- Frauenleiden: Viele Quellen verweisen auf Abhilfe bei starken Menstruationsbeschwerden und eine Wirkung auf die Gebärmutter, weshalb Eberraute (sowie Wermut und Beifuß) in der Schwangerschaft gemieden werden sollten.
- Würzkraut: Eberraute eignet sich insbesondere zum Würzen von fettigen Speisen, da die enthaltenen Bitterstoffe zugleich appetitanregend und verdauungsfördernd wirken.
⚡Vorsicht:
Schwangere, kleine Kinder, sowie Personen mit Korbblütler-Allergie sollten Eberraute meiden.
Rezepte mit Eberraute
Quellen:
Erfahrung & Wissen basierend auf meiner Diplomausbildung,
Hirsch, S. & Grünberger, F. (2021). Die Kräuter in meinem Garten (24. Auflage). Freya Verlag.*
Ritter, C. (2019). Heimische Nahrungspflanzen als Heilmittel. Hamburg: Nikol Verlag*
Wikipedia: Capitulare de villis
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