Invasive Neophyten sind „fremde“ Pflanzen, welche die heimische Pflanzenvielfalt bedrohen. Die meisten davon sind völlig unproblematisch. Es sind nur wenige Neophyten, die tatsächlich Schwierigkeiten bereiten und massive Schäden anrichten.
Was bedeutet „Neophyten“?
Der Begriff „invasive Neophyten“ klingt komplizierter, als er ist. Dafür sehen wir uns die einzelnen Bestandteile einmal an. „Neophyt“ bedeutet nicht mehr als „neue Pflanze“. Darunter fallen alle Pflanzen, die nach der „Entdeckung“ Amerikas im Jahre 1492 gewollt oder ungewollt eingeführt wurden. Zu dieser Zeit intensivierte sich die Seefahrt, die Reisetätigkeit und natürlich auch der Austausch von Waren.
Zum Beispiel waren Kartoffel oder Kürbis erwünschte Passagiere, welche dann ihre Siegeszüge als neue Grundnahrungsmittel in Europa antraten. Die Engländer verteilten im Zuge der Kolonialisierung Nordamerikas den Breitwegerich (den breiteren Bruder vom Spitzwegerich). Als „Fußstapfen des weißen Mannes“ war er bald im gesamten Kontinent und darüber hinaus vertreten. Viele Neophyten wurden auch zu Zierzwecken in botanische Gärten importiert und sind später daraus „ausgebrochen“. Die Abwesenheit von Konkurrenzpflanzen oder Schädlingen aus der Heimat ermöglicht ihnen ein konkurrenzloses Wachstum. Die allermeisten Neophyten machen jedoch keine Schwierigkeiten, da sie nicht als invasiv gelten. Oder hast du schon einmal eine wilde Tomate gesehen?
Drüsiges Springkraut
(Impatiens glandulifera)
Kanadische Goldrute
(Solidago canadensis)
Riesenbärenklau
(Heracleum mantegazzianum)
Was bedeutet „invasiv“?
Was also macht eine Pflanze „invasiv“? Das Wort stammt vom lateinischen invadere ab (eindringen, einfallen) und weist auf die überfallartige Verbreitung hin. Invasive Neophyten haben eines oder mehrere Merkmale, durch die sie heimische Ökosysteme bedrohen können: explosionsartige Vermehrung (extrem hohe Samenanzahl), massives Wachstum, Veränderung der Bodeneigenschaften und gesundheitsschädigende Wirkungen.
- Expslosionsartige Vermehrung: Da viele Neophyten geringe Ansprüche an ihren Standort haben, können sie sich rasch an Standorten vermehren, die für andere Pflanzen unattraktiv sind (z.B. Autobahnstreifen, Bahntrassen). Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) ist ein Paradebeispiel dafür. Es schleudert seine Samen explosionsartig in alle Richtungen, sobald die Samenkapsel reif ist. Ebenso vermehrungsfreudg ist die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), sie kann bis zu 19.000 Samen pro Stängel produzieren.
- Massives Wachstum: Der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica) ist eine extrem wüchsige Pflanze, die eine Höhe von 3 bis 4 Metern erreichen kann. Sie breitet sich oft ungehindert an Flussufern und Bahndämmen aus. Durch ihr dichtes Wachstum unterdrückt es sogar den Graswuchs, wodurch der Boden bei Niederschlägen einfach weggespült werden kann. Diese Eigenschaft kombiniert mit der enormen Kraft der Wurzeln, die sogar Asphalt sprengen können, macht den Staudenknöterich zu einer Pflanze mit enormem Schadenspotenzial. Die ASFINAG hat eine eigene Abteilung zur Neophytenbekämpfung eingerichtet.
- Veränderung der Bodeneigenschaften: Die Robinie (Robinia pseudoacacia) wandelt magere Standorte zu nährstoffreichen Böden um. Damit entzieht sie Pflanzen ihre Lebensgrundlage, die auf mageren Böden wachsen. Auch der Götterbaum (Ailanthus altissima) verändert die Bodeneigenschaften zu Ungunsten von anderen Pflanzen. Zudem hat er sich als enorm widerstandsfähig erwiesen.
- Gesundheitsschädigend: Neben den Schäden, den sie in Ökosystemen anrichten, haben einige Pflanzen auch direkte gesundheitsschädigende Wirkungen. Der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) etwa ist eine stark phototoxische Pflanze, die bei Kontakt starke Verbrennungen auslösen kann. Ein anderes Beispiel ist die Ambrosia/Ragweed (Ambrosia artemisiifolia). Diese Pflanze produziert extrem viel Pollen, der stark allergieauslösend wirkt. Die zahlreichen Samen bleiben jahrzehntelang keimfähig.
Sommerflieder (Buddleja davidii)
Wie können Neophyten bekämpft werden?
Nun, genau das ist das Problem. Die Möglichkeiten sind leider eingeschränkt und stark von der zu bekämpfenden Pflanze abhängig. Der Japanische Staudenknöterich hat sich als besonders robust erwiesen, da er auch nach 20-maligem Mähen aus bis zu zwei Meter tiefen Rhizom-Teilen austreibt. Daher ist eine sinnvolle Bekämpfung bei vielen Arten oft nicht erfolgreich oder kann das Problem sogar noch verschlimmern.
Folgendes kann jedoch jeder tun:
- Blütenstände der Kanadischen Goldrute oder des Sommerflieders als Vasenschmuck abschneiden, bevor sie aussamen können.
- Sollte man auf einzeln stehende Springkraut-Pflanzen treffen, können diese leicht mitsamt der Wurzel aus der Erde gezogen und im Restmüll entsorgt werden.
Neben all diesen negativen Aspekten bleibt zumindest der positive Gedanke, dass einige der invasiven Neophyten gute Insektenweiden sind, da sie viel Nektar und Pollen bieten.
Götterbaum
(Ailanthus altissima)
Ragweed
(Ambrosia artemisiifolia)
Japanischer Staudenknöterich
(Fallopia japonica)
Einige der invasiven Neophyten sind essbar
- Blüten und Samen des Springkrauts sind essbar. Die Blüten können als Zierde über Gerichte gestreut werden oder zu Sirup und Gelées verarbeitet werden. Zwar überzeugen mich diese Blüten geschmacklich nicht, die Samen jedoch sehr wohl. Diese schmecken nussig und erinnern an Walnüsse.
- Die Blüten der Kanadische Goldrute können als harntreibender Tee getrunken werden.
- Zudem sind die jungen Sprosse (bis ca. 20 cm Höhe) des Staudenknöterichs essbar und können als Gemüse zubereitet werden.
Quellen
Wissen aus meiner Diplomausbildung
AG BienenVielfalt: Was sind invasive Neophyten und warum sind sie ein Problem? https://www.bienenvielfalt.at/wissen/was-sind-invasive-neophyten-und-warum-sind-sie-ein-problem/ (aufgerufen am 24.02.2023)
ASFINAG Blog: Grünraumpflege entlang der Autobahn: Von B wie Biene bis N wie Neophyten https://blog.asfinag.at/ganz-schon-grun/gruenraumpflege-entlang-der-autobahn/ (aufgerufen am 27.02.2023)
Bühring, U. (2020). Alles über Heilpflanzen. Erkennen, anwenden und gesund bleiben (5. Auflage). Stuttgart: Ulmer Eugen Verlag.*,
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kanadische_Goldrute (aufgerufen am 24.02.2023)
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