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Wermut: Wirkungen, Anwendungen und Wissenswertes

    Wermut (Artemisia absinthium) ist ein bitteres Kraut mit verdauungsfördernden Wirkungen und einem Hauch Mythos.

    Allgemeines & Trivia

    Das Kraut ist der griechischen Göttin Artemis geweiht (Göttin der Jagd, des Waldes und Hüterin der Frauen und Kinder).

    Mönche im Mittelalter mischten Wermut-Tinkturen in die Tinte, um ihre kostbaren Schriftstücke und Bücher vor Mäusen zu bewahren. Gegen Motten wurden Wermutsäckchen in die Kleiderschränke gehängt.

    Der literarische und sprichwörtliche Wermutstropfen steht für etwas Unangenehmes oder Schmerzhaftes, das eine Erinnerung oder Erfahrung trübt – so wie ein Tropfen Wermuttinktur einem Getränk eine bittere Note verleiht.

    Exkurs: Geschichte des Absinths

    Absinth ist ein hochprozentiger Likör aus Wermut, Fenchel und Anis. Er wurde ursprünglich als Heilmittel hergestellt und entwickelte sich im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert in Frankreich zum Kultgetränk der Künstler und zum allgemeinen gesellschaftlichen Ritual: Vincent van Gogh, Pablo Picasso, Oscar Wilde und mehr tranken Absinth, den übrigens auch Frauen in der Öffentlichkeit konsumieren durften. Der Alkohol versetzte die Trinker:innen in rauschartige, aphrodisierende und euphorische Zustände, viele Kunstwerke entstanden im Absinthrausch.

    Es wurde vermutet, dass Thujon, ein Wirkstoff im Wermut, dafür verantwortlich war und abhängig machte. Ein spektakulärer Mordfall in der Schweiz, in dessen Vorfeld der Mörder 5 Liter Wein und zwei Gläser Absinth konsumiert hatte, lieferte den Anstoß für das Absinth-Verbot 1910 in der Schweiz, 1915 in Frankreich und später in Deutschland, den Niederlanden und den USA. Im Val-de-Travers (Schweiz), dem Zentrum der Absinth-Herstellung, wurde der Absinth fortan heimlich gebraut und zum Mythos. Später wurde der Thujongehalt im Absinth europaweit gesetzlich verankert, seit 10 bis 15 Jahren sind Produktion, Verkauf und Konsum auch wieder legal. Allerdings sind auch in den früheren Destillaten keine höheren Thujongehalte nachgewiesen. Daher wird davon ausgegangen, dass nicht das Thujon „schuld“ an den berauschenden Wirkungen war, sondern schlicht der viel zu hohe, dauerhafte Konsum von minderwertig destilliertem Alkohol. Daher ist der Absinth-Konsum nicht gesundheitsschädlicher als andere alkoholhaltige Getränke.

    Aussehen und Anbau von Wermut

    Der silbrig-grüne Korbblütler kann bis zu 1,5 m hoch werden und ist ursprünglich in den trockenen Regionen Europas und Asiens heimisch. Blätter und Stängel sind samtig-filzig behaart. Die kleinen gelben Blüten sehen aus wie Kügelchen und sitzen an verzweigten Rispen. Verwendet werden Blätter und Blüten. Die gesamte Pflanze schmeckt sehr bitter.

    Wermut ist eine sehr einnehmende Pflanze im Garten: Er nimmt sich erbarmungslos den Platz, der er braucht. Dadurch hat man zwar genug, allerdings überwuchert er damit auch andere Kräuter. Daher sollte er eine Einzelstellung bekommen, ODER du setzt ihn neben eine Minze – dann können beide Pflanzen um die Wette wuchern. Ein Anbau am Balkon ist auch wunderbar möglich, allerdings sollte der Topf etwas größer gewählt und im Winter gut eingedeckt werden.

    Wirkungen & Verwendung Wermut

    Inhaltsstoffe

    Bitterstoffe – 0,15 bis 0,4 %, für den höchsten Bitterstoffanteil werden die Pflanzen im September geerntet

    Ätherische Öle – ca. 0,2 % in trockenen Gebieten, bis zu 1,5 % in feuchteren Gegenden, höchste Konzentration in den Monaten Juni-Juli. Das reine ätherische Öl wird nicht verwendet.

    Thujon – eine Komponente der ätherischen Öle und der wohl bekannteste Inhaltsstoff des Wermuts. In höheren Dosen wirkt Thujon als Nervengift und kann u.a. Verwirrtheit, Krämpfe, Halluzinationen auslösen. Wässrige Auszüge, Tinkturen und Wermutwein enthalten nur geringe Spuren an Thujon und sind unbedenklich.

    Wirkungen & Anwendungen

    Verdauungsfördernd

    Wermut wirkt durch seine Bitterstoffe auf den gesamten Verdauungstrakt. Bitterstoffe sind chemisch gesehen völlig unterschiedliche Stoffe, die jedoch alle bitter schmecken. Bitterstoffe wirken verdauungsfördernd, appetitanregend und leberschützend. Wermut wird daher bei Verdauungsbeschwerden, Magen- und Darmproblemen, Fieber, Entzündungen und Harnwegsinfekten angewandt.

    Zusätzlich besitzt Wermut entzündungshemmende, antioxidative und neuroprotektive (nervenschützende) Eigenschaften. Durch seine antibakteriellen und pilzhemmenden Wirkungen ist er auch effektiv gegen Würmer, was sich auch im Volksnamen Wurmkraut widerspiegelt.

    Als Anwendung empfiehlt sich entweder Tee (s. unten), eine Wermuttinktur oder getrocknetes Kraut, das zu einem Pulver gemörsert wird. Ein Teelöffel des Pulvers auf die Mahlzeit (oder nur den ersten Bissen davon) streuen.

    Stimmungsaufhellend

    Der volksheilkundliche Spruch „Wermut hilft bei Schwermut“ schlägt sich in den antidepressiven und tonisierenden (allgemein stärkenden) Wirkungen der ätherischen Öle nieder. Darm und Gehirn stehen in enger Verbindung, daher haben Bitterstoffe auch indirekte Wirkungen auf die Stimmung. Sparsam dosiert kann somit etwas Wermutkraut oder Wermutpulver in der Küche auch ein Stimmungsaufheller sein, insbesondere in der dunklen Jahreszeit. Bitterstoffrezeptoren befinden sich interessanterweise auch außerhalb des Mund- und Rachenraumes, und zwar auch im Darm, im Gehirn, in der Blase, der Haut und den Atemwegen. Daher wird angenommen, dass Bitterstoffe Wirkungen auf den gesamten Körper haben.

    Am einfachsten wird eine Tasse Tee zubereitet: Dafür wird, je nach Geschmack, 1/2-1 TL Wermutkraut, optional gemischt mit Lavendel, Fenchel oder Melisse, mit nicht mehr kochendem Wasser übergossen und 7 Minuten stehen gelassen.

    Sonstiges

    Der Wermut-Geruch hat nachgewiesene insektenabwehrende Wirkungen gegen Flöhe, Zecken, Stechmücken und Fliegen. Eine selbsthergestellte Wermutjauche vertreibt Ameisen.

    Zur Behandlung von Malaria und Krebs gibt es Forschungsansätze mit Wermut.

    Wichtige Hinweise zur Anwendung von Wermut

    Wermut sollte gemieden werden…

    • in der Schwangerschaft und Stillzeit,
    • von Kleinkindern,
    • bei bekannter Korbblütlerallergie.

    Eine Wermut-Kur sollte – wie grundsätzliche jede intensive Kräuter-Kur – nicht länger als drei bis vier Wochen dauern. Die Langzeitanwendung des ätherischen Öls kann zu Krämpfen, Halluzinationen und Schlaflosigkeit führen.

    Rezepte mit Wermut

    Quellen:

    Wissen basierend auf meiner Diplomausbildung.

    Primärquellen:

    Sekundärquellen:

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